Die deutsche Wirtschaft muss nachhaltiger werden, will sie das große Ziel der Bundesregierung einhalten: Klimaneutralität bis 2045. Dafür sollen immense Investitionen in Erneuerbare Energien gelenkt werden – 2022 lagen diese laut dem Statistikportal „Statista“ bei 19,9 Milliarden Euro. Damit hatten die Investitionen um über 5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zugenommen.
Verkehr muss aufholen
Ein großer Anteil der in Deutschland ausgestoßenen Kohlenstoffdioxid-Emissionen stammt aus dem Verkehrssektor. Allein 19,4 Prozent trug der Verkehr im Jahr 2021 laut dem Umweltbundesamt zu den Gesamtemissionen von 760 Millionen Tonnen bei.
Gerade deswegen will die Regierung elektronisch betriebene Fahrzeuge stärker fördern. Durch den sogenannten Umweltbonus können Käufer von E-Neuwagen laut der Online-Verkaufsplattform „carwow.de“ bis zu 6.750 Euro staatliche Bezuschussung erhalten. Ab 1. September 2023 verkleinert sich jedoch der Kreis der Antragsberechtigten: Lediglich Privatpersonen können dann den Umweltbonus erhalten, Firmen sind ausgeschlossen.
Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
Wie die Zahlen zeigen, ist der Umweltbonus durchaus ein Kaufanreiz: Laut dem Nachrichtenportal „t-online.de“ erwarben die Deutschen im Juli 2023 etwa „48.700 reine Elektroautos“. Damit sei jedes fünfte neu zugelassene Auto ein E-Wagen gewesen – eine Steigerung von 60 Prozent gegenüber dem Vormonat.
E-Markt wird zum Mainstream
Während Pioniere, Enthusiasten und Überzeugungskäufer längst zugegriffen haben, betritt nun laut F.A.Z. der kritische Mainstream-Käufer die Bühne – aufmerksamer und anspruchsvoller in Sachen Preis und Qualität. Und das spüren die Hersteller, die reagieren: So genannte „Rabattschlachten“ haben begonnen, besonders im Premiumsegment mit Preisnachlässen von bis zu 14 Prozent. Nach den Corona-bedingten Rückschlägen in der Produktion steigt sie nun wieder – und mit ihr das Wettrennen um die Marktanteile.
Teuer – trotz staatlicher Förderungen
Trotzdem gibt es in Deutschland zurzeit keinen E-Neuwagen für unter 20.000 Euro zu kaufen (exklusive Umweltbonus). Zum einen liegt das an den hohen Kosten für Batterie-betriebene PKW-Technik. Zum anderen lässt die Preispolitik der Hersteller trotz Rabatten keinen günstigen Erwerb zu – in Deutschland existieren nur wenige Modelle zum Preis unter 30.000 Euro. Dazu gehört beispielsweise der kleine Stadtwagen VW e-up!, der knapp 22.400 Euro kostet (29.995 Euro Unverbindliche Preisempfehlung {UVP}).
Kostenvorteile
Eine Analyse vom Online-Vergleichsportal Check24 liefert gute Nachrichten für Zweifler und Grübler: Elektroautos punkten mit Kraftstoffkosten, die bis zu 77 Prozent günstiger sind als Benzin – bei gleicher durchschnittlicher Fahrleistung im Jahr. Dabei variieren Energiekosten für E-Autos je nach Ladeort, -technik und Stromtarif. Während das Heimladen an der Wallbox oft günstiger ist, ist das Laden an einer Gleichstrom-Schnellladesäule im Vergleich deutlich teurer. Im Idealfall gibt es sogar kostenlosen Strom am Arbeitsplatz, was laut „Auto Bild“ zunehmend seltener wird, oder vor Verbrauchermärkten.
Hilfestellung für Tankstellenkunden
Bei den volatilen Preisen kommt jede Hilfe wie gerufen: Seit 2021 gibt es bundesweit an Tankstellen den Energiekostenvergleich. Ob als Plakat oder digitaler Bildschirm – er gibt auf einen Blick die Kosten verschiedener Energieträger wie Benzin, Diesel, Erdgas, Autogas, Strom und Wasserstoff pro 100 Kilometer preis.
Die Maßnahme hat einen politischen Hintergrund: Der Deutsche Bundestag beschloss am 25. Juni 2021 die Einführung des Energiekostenvergleichs an Tankstellen im Zuge der Änderungen des Energiewirtschafts- und Energieverbrauchskennzeichnungsgesetzes. Die Regelung setzt Artikel 7 (3) der Richtlinie 2014/94/EU über alternative Kraftstoff-Infrastrukturen um. Ziel ist, dass Verbraucher einen direkten Vergleich erhalten und sich für alternative Antriebe sensibilisieren.
Lieferzeiten werden kürzer
An anderen Stellen hinkt die Branche hinterher. Lieferzeiten für neu erworbene E-Autos scheinen zwar kürzer zu werden: Mussten Käufer von Audis elektrischem Kompakt-SUV Q4 bis zum Sommer noch bis zu 20 Monate auf ihr Auto warten, reduzierte sich die Wartezeit auf nunmehr neun bis zwölf Monate. Dennoch: Eine Lieferzeit von zwischen drei und zwölf Monaten für die aktuell in Deutschland beliebten und hochwertigen E-Modelle bleibt für die meisten Kunden abschreckend.
Kfz-Steuer und Versicherung
Die Bundesregierung möchte bis 2030 in Deutschland sieben bis zehn Millionen E-Autos haben und befreit sie daher weiterhin von der Kfz-Steuer, auch für zwischen 2020 und 2025 neu zugelassene E-Fahrzeuge. E-Autos benötigen dieselbe Versicherung wie Verbrenner, nämlich Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung. Ein Vergleich von Check24 zeigt, dass E-Autos nicht immer günstiger in der Versicherung sind: Sie können bis zu 38,9 Prozent günstiger oder 42,3 Prozent teurer als vergleichbare Verbrenner sein.
Unternehmen und Umwelt
Auch wenn die Fördersumme für E-Firmenwagen am 1. September 2023 Geschichte ist, könnte es gerade für Unternehmen wichtig werden, sich in Sachen Mobilität nachhaltig aufzustellen. Denn die nachhaltige Außenwirkung zählt: E-Autos bleiben die deutlich schadstoffärmere Variante im Vergleich zu Autos mit klassischem Benzin oder Diesel-Motor.
Und die Menschen in Deutschland werden vermehrt auf nachhaltig agierende Unternehmen setzen: 91 Prozent der Befragten einer Umweltbewusstseinsstudie des Umweltbundesamtes – veröffentlicht am 3. August 2023 – befürworten einen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft und damit indirekt auch den Umstieg auf E-Mobilität.
E-Autos gelten als „emissionsfrei“, weil sie im Gegensatz zum Verbrennungsmotor nicht direkt Emissionen freisetzen. Dabei ist zu beachten: CO₂-Emissionen sowie Schadstoffe entstehen zwar nicht beim Fahren, dafür aber bei der Stromproduktion – diese sollten umweltbewusste Kunden stets im Auge behalten.