Manchmal wirkt es in deutschen Leitmedien so, als könnte die Welt schon morgen untergehen. Zum Beispiel in der ARD-Tagesschau, die im Juli 2023 an mehreren Abenden mit Bildern der Waldbrände auf Rhodos aufmachte. Angesichts der hohen Frequenz an Nachrichten über Klimakatastrophen überrascht es nicht, dass, laut einer Umfrage der BARMER, rund 37 Prozent der Jugendlichen in Deutschland große Angst vor dem Klimawandel haben.
Die Sorgen sind nicht unberechtigt. Grönland hat beispielsweise in den vergangenen 20 Jahren tausende Gigatonnen an Eismasse verloren. Untersuchungen der NASA haben ergeben, dass pro Jahr zwischen 2002 und 2023 durchschnittlich 270 Milliarden Tonnen Eis geschmolzen sind, das ist eine verheerende Bilanz.
Verschiebung der Perspektive
Zudem stieg die mittlere globale Oberflächentemperatur laut dem Umweltbundesamt zwischen 1880 und 2023, also seit der Zeit der Hochindustrialisierung bis heute, um mehr als 1,2 Grad Celsius – die größte Erderwärmung der vergangenen 2.000 Jahre.
Wie der Luft scheint es auch dem Wasser zu ergehen: Am 29. Juli 2023 hatten Forscher der US-Universität Maine gemessen, dass aktuelle Wassertemperaturen an der Nordatlantik-Oberfläche so hoch wie noch nie seit Beginn der Messungen ausfallen.
Das klingt alles sehr desillusionierend. Aber verdienen nicht auch positive Nachrichten rund um den Klimaschutz eine Plattform? Nicht zuletzt, um einer möglichen Klima-Apathie der Bevölkerung entgegenzuwirken. Wir probieren uns an einem ausgewogeneren Ansatz und präsentieren einige erfreuliche Geschichten mit aktuellem Bezug.
Nachhaltige Beweidung
Mitten in den Hügeln von Alentejo, Süd-Portugal, trägt ein regeneratives Weideprojekt, das alte „Montado-System“ (traditionelle Form der Agroforstwirtschaft in Portugal) adaptierend, zur Verbesserung der Bodengesundheit und Unterstützung der Biodiversität bei. Auf der Farm „Herdade S. Luís“ werden Weidetiere wie Iberische Schweine, Merinoschafe und Serpentina-Ziegen – eine ausschließlich in Süd-Portugal vorkommende und existenzbedrohte Ziegenrasse – auf den Weideflächen gehalten. Die Flächen bieten zusätzlich Bäumen wie Kork- und Steineichen einen qualitativ hochwertigen Lebensraum.
Auf der Farm haben die Inhaber ein agrosilvopastorales System integriert, in dem sowohl Ackerland (Agro-) bewirtschaftet wird, als auch Wald- (Silvo-) und Weideland (Pastoral) in der Nutzung vereint werden. Die Bäume bieten dem Vieh dabei Schutz und Schatten. Das Vieh wiederum düngt durch seinen Kot den Boden und fördert so dessen Fruchtbarkeit, was zu mehr Pflanzenwachstum führt.
Auch gegen Brände schützt das Weiden der Tiere: Die Serpentina-Ziegen fressen die leicht entzündbaren, trockenen Gräser. Das ist wichtig, denn insbesondere in der Sommerzeit bei bis zu 45 Grad Celsius besteht in den Hügeln von Alentejo ein hohes Brandrisiko.
Hochgeschwindigkeitszug mit Solarantrieb
Laut der California High-Speed Rail Authority wird der schon lange geplante neue High-Speed-Zug komplett solarbetrieben sein. Der Zug, der eine Strecke von 1.287,5 Kilometern durch die gesamte US-Westküste bis hoch nach Vancouver (Kanada) überqueren wird, soll eine nachhaltige Alternative zu den Autobahnen und Flügen durch Nordamerika bieten. Das Projekt wurde schon 2008 ins Leben gerufen, aufgrund von Bauverzögerungen und Finanzierungsproblemen ist eine Fertigstellung jedoch erst zum Jahre 2030 realistisch.
Erst im Juni 2023 gaben die Projekt-Verantwortlichen bekannt, dass der Zug seine PS vollständig aus Erneuerbaren Energien ziehen wird (Solarenergie). Etwa 44 Megawatt Energie werden benötigt, um den Hochgeschwindigkeitszug anzutreiben. Erzeugt wird die Energie auf einer Fläche von knapp 223 Hektar Solarmodulen. An Bord befindliche Batterien sollen 62 Megawattstunden Strom speichern. Der Großteil der Energie wird dafür verwendet, den Zug anzutreiben – so erreicht er Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 354 Kilometern pro Stunde.
Margaret Cederoth, Leiterin für Planung und Nachhaltigkeit der High-Speed Rail Authority, gab an, dass aktuell mehrere Gespräche mit US-Energieunternehmen geführt würden. Ziel sei es, ein großes Energieversorgungssystem im Wert von 200 Millionen US-Dollar (etwa 181 Millionen Euro) zu erwerben.
Spektakulärer Erz-Fund
Riesige Phosphatvorkommen, die im Südwesten Norwegens entdeckt wurden, könnten groß genug sein, um Batterien für Elektrofahrzeuge, Solarpaneele und Düngemittel für mindestens 50 Jahre zu versorgen. Das wertvolle Erzmineral wurde 2018 vom norwegischen Unternehmen „Norge Mining“ gefunden. Im Mai enthüllte das Unternehmen, dass es 70 Milliarden Tonnen des Materials gefunden hatte. Phosphat ist reich an Phosphor, die Schlüsselkomponente vieler „grüner“ Technologien sowie von Düngemitteln. Der Fund kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, an dem Europa aufgrund des Ukrainekrieges mit großen Lieferproblemen konfrontiert ist.
Abnahme der Amazonas-Entwaldung
Die ersten sechs Monate unter dem neuen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva haben der bedrohten Regenwaldlandschaft Brasiliens eine Atempause verschafft. Satellitendaten der Regierung zeigen einen ermutigenden Rückgang der Entwaldung des Amazonas – also der Umwandlung von Amazonas-Waldflächen hin zu anderen Landnutzungsarten – um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2023 wurde eine mögliche Entwaldung in einem Gebiet von 2.650 Quadratkilometern registriert, deutlich weniger als die 4.000 Quadratkilometer, die im selben Zeitraum des Vorjahres unter dem damaligen Präsidenten Jair Bolsonaro gemeldet wurden.
Besonders bemerkenswert ist ein starker Rückgang der Entwaldungswarnungen im Juni, dem Beginn der Trockenzeit, wo die diesbezüglichen Aktivitäten in der Regel zunehmen. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Warnungen in diesem Monat um beeindruckende 41 Prozent. Diese Daten bieten einen Hoffnungsschimmer im anhaltenden Kampf um den Schutz des lebenswichtigen Amazonas-Ökosystems.