„Wir müssen das große Ganze begreifen“
Herr Isler, wie fühlen Sie sich angesichts der Nominierung von fairvendo zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024?
Gorden Isler: Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird branchenübergreifend verliehen. Diese Auszeichnung gehört zu den bedeutendsten, die man erhalten kann. Als wir von der Nominierung erfuhren, fühlten wir uns wahrgenommen und wertgeschätzt – nicht nur von unseren Kund*innen und der Branche, sondern auch darüber hinaus. Das motiviert uns und bestätigt unseren nachhaltigen Weg. Aktuell sind wir besonders stolz auf unsere Teamarbeit.
Glauben Sie, dass das bessergrün-Stipendium eine entscheidende Rolle bei der Nominierung gespielt hat?
Isler: Das bessergrün-Stipendium hat uns auf jeden Fall mehr Sichtbarkeit verschafft und Prozesse beschleunigt. Wir haben vor allem im Online-Marketing profitiert, da unsere internen Nachhaltigkeitsmaßnahmen bereits gut etabliert waren, uns aber die Kommunikation nach außen fehlte. Das Stipendium ermöglichte uns, einen Podcast zu starten und professionelle Unterstützung für unsere Website zu bekommen. Zudem sorgte die Berichterstattung über unser Stipendium für erhöhte Wahrnehmung. Als kleines Unternehmen von acht Mitarbeiter*innen, das kaum Werbung macht, sind wir auf solche Aufmerksamkeit angewiesen. Dass man uns in der Finanzdienstleistungsbranche entdeckt hat, verdanken wir sicherlich auch dem Stipendium und der späteren Auszeichnung zum „Insurance Transformer 2024” für Nachhaltigkeit.
Welche Entwicklungen würden Sie im Zusammenhang mit dem bessergrün-Stipendium hervorheben?
Isler: Die Fort- und Weiterbildungsangebote von bessergrün sowie die Treffen der Stipendiaten bei rhion.digital und dem Waldprojekt in Wershofen waren äußerst bereichernd. Besonders beeindruckte mich das Thema Urwald. Früher hätte ich die Idee belächelt, dass Versicherer Bäume pflanzen, doch meine Perspektive hat sich komplett geändert. Statt Milliarden in Carbon-Capture-Technologien zu investieren, sollten wir auf die natürliche und kostengünstige Lösung setzen: Bäume pflanzen. Dank bessergrün habe ich erkannt, dass Aufforstung, Artenschutz und Renaturierung essenzielle Themen für die Versicherungsbranche werden können und müssen.
Dass man uns in der Finanzdienstleistungsbranche entdeckt hat, verdanken wir sicherlich auch dem bessergrün-Stipendium und der Auszeichnung zum ,Insurance Transformer 2024’ für Nachhaltigkeit.Gorden Isler
Ein weiterer bedeutender Punkt ist sicherlich euer neuer Podcast FAIRstärkung. Worüber sprecht ihr dabei?
Isler: Unsere Mitarbeiter*innen haben bereits über 14 Folgen mit spannenden Gästen und Themen rund um die nachhaltige Finanzdienstleistung produziert. Wir wollen nachhaltigen Akteur*innen helfen, sichtbarer zu werden und beantworten in den Folgen zudem die Fragen unserer Kund*innen. Durch das bessergrün-Stipendium konnten wir die nötige Hardware anschaffen und wertvolle Kontakte wie Kai Buczinski („Der Finanzcop“) knüpfen, was den Know-how-Transfer ermöglichte. Auch im Social-Media-Bereich verzeichnen wir Fortschritte: Unsere Instagram-Follower-Zahl stieg von 50 auf 400. Wir wissen, dass dies ein langfristiger Prozess ist. Die Entwicklungen im Bereich Online-Marketing werden wir erst in drei Jahren richtig bewerten können. Auch in Punkto Office-Infrastruktur konnten wir ansetzen: Dank des Stipendiums haben wir unsere Büromöbel durch nachhaltige Möbel aus Holz und den alten, stationären Server durch moderne Cloud-Lösungen ersetzt. Ohne die 25.000-Euro-Förderung von bessergrün hätten diese Entwicklungen Jahre gedauert, doch so konnten wir sie innerhalb kurzer Zeit umsetzen.
Inwieweit hat das bessergrün-Stipendium mit der Förderung von 25.000 Euro den Weg von fairvendo zur Nachhaltigkeit bestätigt oder beschleunigt?
Isler: Wir konnten sowohl eine Beschleunigung als auch eine Bestätigung verzeichnen: Insbesondere die Begegnung mit dem Marketing-Experten Kai Buczinski im Rahmen des Stipendiums hat unserem Unternehmen einen neuen Spin gegeben und uns neue Bereiche eröffnet, in die wir vorher gar nicht vorgedrungen waren. Es ist eine Sache, nachhaltig zu agieren – ebenso wichtig ist es aber, wahrgenommen zu werden. Deswegen haben wir gezielt den Bereich Online-Marketing vorgezogen. Wir waren aber schon vor dem Stipendium nachhaltig ausgerichtet und hatten eine umfangreiche CSE-Zertifizierung der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik erhalten. Zudem hatten wir eine Nachhaltigkeitsbeauftragte und berichteten bereits freiwillig nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Diese etablierten Standards halfen uns definitiv dabei, das bessergrün-Stipendium zu erhalten. Durch die neue Awareness gelang es uns, den „Insurance Transformer 2024” Award zu gewinnen – und schlussendlich zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 nominiert zu werden.
Wie können die Weiterbildungsangebote der bessergrün-Akademie Versicherungsmakler*innen helfen, nachhaltiger zu arbeiten – und würden Sie diese empfehlen?
Isler: Ja, definitiv. Weiterbildung ist ein zentraler Schlüssel zur Förderung von Nachhaltigkeit in der immer noch sehr konservativen Versicherungsbranche. Während es bereits einige Nachhaltigkeitsbanken gibt, fehlen entsprechende Versicherer noch. Besonders im Bereich „Social” der ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance) gibt es großen Nachholbedarf, etwa bei der geringen Frauenquote in Führungspositionen. bessergrün hat als nachhaltiger Marktplatz eine wichtige Vorreiterrolle eingenommen und bietet mit der Akademie eine wertvolle Plattform, um Bewusstsein zu schaffen und praktische Schritte zu vermitteln. Die Akademie unterstützt Makler*innen, sich mit dem Thema vertraut zu machen und sich zu vernetzen. Daher kann ich die Angebote der bessergrün-Akademie uneingeschränkt empfehlen.
Dank des Stipendiums haben wir unsere Büromöbel durch nachhaltige Möbel aus Holz und den alten, stationären Server durch moderne Cloud-Lösungen ersetzt.Gorden Isler
Mit der Nominierung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis rücken Sie verstärkt ins Rampenlicht der Finanzdienstleister-Szene. Wie beeinflusst das die zukünftige Entwicklung von fairvendo?
Isler: Die Nominierung hat unsere Sichtbarkeit erhöht, aber intern hat sich wenig geändert. Für uns ist sie vor allem eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unabhängig vom Ausgang werden wir als Team an der Veranstaltung teilnehmen, da sie eine großartige Gelegenheit zur Vernetzung bietet. Besonders spannend ist der Austausch mit Unternehmen außerhalb der Versicherungsbranche, der neue Perspektiven und potenzielle Kooperationsmöglichkeiten eröffnet. Der Kontakt zu gleichgesinnten Unternehmer*innen und das gegenseitige Lernen stehen dabei im Vordergrund. Ein Sieg wäre natürlich genial!
Viele Vermittler*innen und Kund*innen sind unsicher beim Thema Nachhaltigkeit in Versicherungen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach – etwa an der Herangehensweise?
Isler: Ich nehme diese Unsicherheit nicht wahr, zumindest nicht in unserem Umfeld. Mit den Analysetools von blau.direkt sehen wir, dass das Interesse an nachhaltigen Produkten wächst. Es könnte sein, dass einige Vermittler*innen ihre eigene Ermüdung bei der Nachhaltigkeitstransformation auf die Kund*innen projizieren. Bei uns ist Nachhaltigkeit jedoch fest in der Unternehmensstrategie verankert. Vermittler*innen und Versicherer haben aus unserer Sicht die Verantwortung, Kund*innen die Auswirkungen des Klimawandels klar und verständlich zu vermitteln. Dazu gehört auch, auf die Bedeutung einer Elementarschadendeckung hinzuweisen. Nachhaltige Beratung bedeutet, die Auswirkungen des Klimawandels auf Versicherungen, persönliches Eigentum und Gesundheit umfassend darzustellen. Wir sollten auch Expert*innen aus der Wissenschaft mit einbeziehen, um gemeinsam zu erarbeiten, wie wir den Wandel positiv gestalten können. Es geht darum, „out of the box” zu denken und das große Ganze zu verstehen, bevor wir uns spezifischen Versicherungslösungen widmen.