Die Menschheit ist divers. Deswegen müssen sich Unternehmen weltweit bemühen, alle Geschlechter gleichermaßen fair zu repräsentieren und in ihre Unternehmenskultur miteinzubeziehen. Das zeigen schon die Zahlen: Etwa 50,7 Prozent der deutschen Bevölkerung ist weiblich. Da scheint es schon erstaunlich, dass sich eine Vielzahl der Werbemaßnahmen aus der Branche fast ausschließlich an Männer richten.
FemSurance auf der DKM
Diesem Ungleichgewicht stellt sich eine Gruppe von Expertinnen entgegen – auf der diesjährigen DKM. Sie will „Frauen in der Versicherungsbranche stärken und ihnen eine Plattform zur Vernetzung bieten“. In einer Veranstaltungsreihe betitelt als „FemSurance – Frauen-Power in der Versicherungsbranche“ werden auf der Leitmesse für die Finanz- und Versicherungsbranche einige spannende Vorträge zu hören sein.
Darunter beispielsweise auch von Hava Misimi, Geschäftsführerin der Femance Finanzen. Betina Kirsch, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V. wird zudem zum Thema „Die Zukunft ist weiblich: Diversity als Innovationstreiber!“ referieren.
Daten & Entwicklungen
Ziel dieser Initiativen ist, dass es irgendwann gelingt, die Repräsentation von Frauen in der Finanz- und Versicherungsbranche deutlich zu erhöhen. Stand jetzt sind Frauen nämlich höchst unterrepräsentiert. Das zeigt insbesondere der Anteil von Frauen in den Vorständen großer Versicherer. Im Jahr 2022 waren lediglich 15,6 Prozent der Vorstände weiblich. Allerdings bleibt positiv zu erwähnen, dass sich der Anteil seit 2017 beinahe verdoppelt hat (8,5 Prozent) – eine durchaus positive Tendenz. Genug ist das jedoch noch lange nicht.
Auch Anne Balendonck vom Vermittlerunternehmen „STC Makler“ ist sich bewusst, dass Frauen in vielen Segmenten der Versicherungsindustrie nur in geringem Maße vertreten sind. In der Absicht, dies zu ändern, hat sie zusammen mit anderen Unterstützerinnen den Female Insurance Summit 2023 ins Leben gerufen. Dieses Event für Frauen hat das ambitionierte Vorhaben, die Art und Weise, wie die Versicherungswirtschaft funktioniert, zu transformieren. Im Juni 2024 wird das Format wiederholt stattfinden.
Unisex-Tarife & Innovationen
Für mehr Gleichheit in Bezug auf Versicherungstarife sorgte vor zwölf Jahren die Europäische Union (EU). Für Männer und Frauen gab es lange Zeit unterschiedliche Tarife. So war beispielsweise der KFZ-Versicherungs-Beitrag für Männer höher, da statistisch gesehen Männer mehr Unfälle verursachten.
Dann die Kehrtwende: Im März 2011 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Versicherungen nicht mehr zwischen Männern und Frauen bei der Beitragsberechnung unterscheiden dürfen. Die Regelung trat am 21. Dezember 2012 in Kraft, wodurch alle Versicherungen verpflichtet waren, Unisex-Tarife einzuführen.
In Bezug auf Vermittler-Unternehmen darf sich in Deutschland jetzt auch die LGBTQ-Community repräsentiert fühlen: Der „schwule“ digitale Versicherungsmakler Queerance richtet sich nicht nur an Homosexuelle, sondern auch an Transgenders bzw. non-binäre Personen. Doch wie steht es um frauenspezifische Versicherungsprodukte in Deutschland?
Spezielle Versicherungsangebote
Im August 2019 berichtete die Süddeutsche Zeitung über das Thema „Frauenversicherungen“. Liza Garay-de Vaubernier, Leiterin des Bereichs „Women's Market“ beim französischen Versicherer Axa, arbeitet daran, spezielle Versicherungsangebote für Frauen zu entwickeln und so einen bislang wenig erschlossenen Markt zu bedienen. Studien belegen, dass Frauen seltener Versicherungen abschließen als Männer, bedingt durch variierende Einkommenslagen und unterschiedliche Bedürfnisse.
Zudem setzen sich Frauen vornehmlich in prägnanten Lebensphasen mit Versicherungen auseinander, wohingegen Männer dies konstant tun. Trotzdem beeinflussen Frauen 90 Prozent der Versicherungsentscheidungen in Familien. Experten prognostizieren, dass der Frauen-Versicherungsmarkt bis 2030 ein Volumen von 1,7 Billionen Dollar erreichen könnte. Um diesem Trend gerecht zu werden, hat Axa Pilotprojekte in 15 Ländern ins Leben gerufen, die gezielt auf die gesundheitlichen Risiken und sozioökonomischen Gegebenheiten von Frauen eingehen. In Deutschland existieren bisher nur vereinzelt frauenspezifische Angebote, wie bestimmte Krankenzusatzversicherungen.