Das „S” im Blickpunkt

ESG: Der soziale Faktor im Fokus

Soziale Nachhaltigkeit wird für Versicherungsunternehmen immer wichtiger. Wir beleuchten den aktuellen Stand, Herausforderungen und Chancen für die Branche und insbesondere für Versicherungsmakler.

15:10 Uhr | 11. Oktober | 2024
Vier lächelnde Mitarbeiter, die für Diversität am Arbeitsplatz stehen.

Soziale Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche gewinnt zunehmend an Bedeutung.

| Quelle: Hinterhaus Productions

In der Versicherungsbranche kommt der sozialen Nachhaltigkeit eine besondere Bedeutung zu, da Versicherer eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielen, indem sie Risiken absichern und finanzielle Sicherheit bieten. Der Fokus auf soziale Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Zuge des steigenden Umwelt- und Gerechtigkeitsbewusstseins sowie des Sinns für Gleichberechtigung. Das Soziale bildet zudem das „S" in ESG.

ESG steht dabei für Environmental, Social und Governance und dient als Orientierung zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen. Der soziale Faktor bezieht sich auf den Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern und Stakeholdern und umfasst folgende Aspekte: 

  • Diversität und Inklusion 

  • Gleichbehandlung 

  • Faire Arbeitsbedingungen 

  • Datenschutz 

  • Kundenzufriedenheit 

  • Gesellschaftliches Engagement 

Status Quo der sozialen Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche 

Die Versicherungsbranche zeigt bereits in verschiedenen Bereichen Fortschritte.

Unternehmensintern  

  • Förderung von Diversität und Inklusion 

  • Verbesserung der Work-Life-Balance 

  • Unterstützung ehrenamtlichen Engagements 

Produktgestaltung

  • Integration sozialer Kriterien in Lebensversicherungen 

  • Investitionen in soziale Infrastruktur 

Kundenbeziehungen

  • Verbesserter Datenschutz 

  • Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Transparenz

Obwohl sich die Branche bereits in Bewegung gesetzt hat, ist der soziale Aspekt der ESG-Kriterien noch ausbaufähig. Themen wie Diversität und faire Arbeitsbedingungen gewinnen an Bedeutung, bleiben aber oftmals hinter den ökologischen Zielen zurück. So betrug 2023 die Frauenquote in den Vorständen der 60 größten deutschen Versicherungen nur rund 18 Prozent – trotz eines signifikanten Anstiegs gegenüber früheren Jahren besteht hier weiterhin Handlungsbedarf. 

Versicherer tragen mit Produkten wie Altersvorsorge, Arbeitskraftabsicherung und Investitionen in soziale Infrastruktur zur sozialen Nachhaltigkeit bei. Dennoch fehlt es noch an verbindlichen Standards und messbaren Kennzahlen, um diesen Beitrag klar zu quantifizieren. 

Bedeutung für Maklerunternehmen 

Für Maklerunternehmen ergeben sich aus der wachsenden Bedeutung der sozialen Nachhaltigkeit sowohl Herausforderungen als auch Chancen. 

  • Erweitertes Fachwissen erforderlich 

  • Notwendigkeit einer umfassenden Produktanalyse 

  • Steigende Kundennachfrage nach sozialen Faktoren 

  • Implementierung von Nachhaltigkeitsprinzipien im eigenen Betrieb 

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sollten Makler folgende Ansätze verfolgen. 

  • Regelmäßige Weiterbildungen zu ESG-Themen 

  • Umfassende Überprüfung des eigenen Produktportfolios 

  • Integration von sozialen Nachhaltigkeitsaspekten in den Beratungsprozess 

Etablierung sozial nachhaltiger Praktiken im eigenen Unternehmen, wie:  

  • Flexible Arbeitsmodelle 

  • Unterstützung der E-Mobilität 

  • Gesundheitsförderung 

  • Weiterbildungsangebote 

Fortschritte und zukünftige Herausforderungen 

Viele führende Versicherungsunternehmen haben bereits ESG-Kriterien in ihre Geschäftspraktiken integriert. Sie nutzen ambitionierte, aber messbare Ziele, um Risiken zu steuern und ihre Effizienz zu steigern. Beispielsweise setzen Versicherungen auf Produktinnovationen, neue Technologien und Gamifizierung, um Kunden zur Risikominimierung anzuregen. 

Trotz dieser Fortschritte bestehen weiterhin Herausforderungen. Einige Unternehmen haben Schwierigkeiten, ESG-Ziele konsequent zu priorisieren und in allen Geschäftsbereichen umzusetzen. 

Es gibt Empfehlungen, wie Unternehmen diese Hürden überwinden können: 

  • Berücksichtigung von Wechselwirkungen zwischen ESG-Dimensionen 

  • Aktives Change Management und regelmäßige Mitarbeiterschulungen 

  • Strikte Regelkonformität und Vermeidung von Greenwashing 

  • Entwicklung unternehmensspezifischer ESG-Ziele 

Es wird deutlich, dass die soziale Nachhaltigkeit für die Versicherungsbranche ein enormes Entwicklungspotenzial bietet. Gleichzeitig sollten Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen ESG-Dimensionen berücksichtigt werden, da Maßnahmen in einem Bereich oft auch die anderen Dimensionen beeinflussen – im positiven wie im negativen Sinne. 

Für Makler bietet sich die Chance, sich als Experten für nachhaltige Versicherungslösungen zu positionieren. Durch fundierte Beratung zu ESG-Aspekten können sie einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen und gleichzeitig das Bewusstsein für soziale Nachhaltigkeit in der Branche stärken.