Seit Ende letzten Jahres hat sich ein Paradigmenwechsel in der deutschen Finanzlandschaft vollzogen: Die Deutsche Kreditwirtschaft lockerte die Auflagen für nachhaltige Geldanlagen, wodurch nun auch Unternehmen der Waffen- und Rüstungsbranche in nachhaltige Finanzprodukte aufgenommen werden können – selbst wenn deren Kerngeschäft die Produktion von Rüstungsgütern ist. Zuvor galt eine strenge 10-Prozent-Umsatzgrenze in nachhaltigen Portfolios.
Ethik-Banken beziehen gemeinsam Stellung
Angesichts dieser Entwicklung haben sich laut procontra mehrere Ethik-Banken zusammengeschlossen und in einem gemeinsamen Positionspapier deutliche Kritik geäußert. Zu den Unterzeichnern gehören namhafte Institute wie die Evangelische Bank, die Bank für Kirche und Caritas, die GLS Bank, die PAX Bank, die Styler Ethik Bank und die Bank für Kirche und Diakonie. Auch das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) unterstützt diese Position.
Die Kernaussage des Papiers ist unmissverständlich: Obwohl Investitionen in Rüstung angesichts der aktuellen geopolitischen Lage notwendig sein mögen, begründet diese Notwendigkeit keine Nachhaltigkeit. „Waffen und Rüstungskonzerne widersprechen unserem Nachhaltigkeitsverständnis“, heißt es in dem Dokument. „Der Einsatz von Waffen und Rüstungsgütern leistet keinen positiven Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele, sondern zerstört Leben, die Zivilgesellschaft, die Umwelt und Infrastrukturen.“

Zum Newsletter
Werden Sie Teil der Community!
bessergrün begleitet Sie als Partner in Sachen Nachhaltigkeit. Der Community Newsletter liefert dabei News rund um bessergrün und kommenden Vertriebspartner-Events – bleiben Sie mit uns auf dem neusten Stand!
Vertrauensverlust bei Anlegern droht
Die Ethik-Banken beklagten insbesondere den Vertrauensverlust im nachhaltigen Finanzsektor: „Menschen, die sich bewusst für Investments in ethisch-nachhaltige Geldanlagen entscheiden, sollten sich sicher sein können, dass dadurch keine Verletzung ihrer Werte erfolgt. Die Aufnahme von Rüstungskonzernen in nachhaltige Fonds widerspricht diesem Ansinnen deutlich. Der damit verbundene Vertrauensverlust bei Anlegerinnen und Anlegern ist unumkehrbar.“
Gerade für Versicherungsmakler und Vermittler ist dies besonders relevant, da sie als Vertrauenspersonen ihrer Kunden fungieren und eine wichtige Rolle bei der Beratung zu nachhaltigen Anlageentscheidungen spielen. Eine differenzierte Betrachtung und klare Kommunikation über die tatsächlichen Inhalte von als nachhaltig beworbenen Finanzprodukten bleiben aus Sicht von bessergrün unverzichtbar.
Die Position von bessergrün
In den vergangenen Wochen erklärten Allianz und DWS Rüstungsaktien für nachhaltig. Henning Bernau, Geschäftsführer von bessergrün, bezog dazu in einem Interview mit dem Finanzmagazin Das Investment klar Stellung: „Die Entscheidung der Mitbewerber, Rüstungsaktien als nachhaltig einzustufen, sehen wir durchaus kritisch. Auch wenn der Verteidigungssektor angesichts geopolitischer Entwicklungen an Bedeutung gewinnt, halten wir Rüstungsinvestitionen nicht für vereinbar mit den grundlegenden Prinzipien nachhaltigen Wirtschaftens. Aus unserer Sicht gehören Waffen und Kriegsgerät nicht in ein ESG-konformes Portfolio.“
Bernau zieht eine Parallele zur Diskussion um Atomenergie: „Zwar verursacht diese im Betrieb kein CO2, doch die ungelösten Fragen rund um Sicherheit, Endlagerung und gesellschaftliche Akzeptanz lassen aus unserer Sicht Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Energieform zu.“ Für bessergrün gilt daher ein klares Prinzip: keine Investitionen in Rüstungsunternehmen und keine Investitionen in Atomkraft.
Konsequente Standards als Grundlage für Glaubwürdigkeit
„Nachhaltigkeit braucht aus unserer Sicht vor allem eins: glaubwürdige und transparente Standards“, betont Bernau. „Nur wenn diese klar definiert und konsequent angewendet werden, bleibt das Nachhaltigkeitslabel für Verbraucher verständlich und vertrauenswürdig. Andernfalls droht es, an Aussagekraft zu verlieren – und das wäre ein Rückschritt für alle, die echten Wandel anstreben.“